(c) Isabelle Grubert
Hallo
Eva, magst du dich bitte für alle die dich noch nicht kennen kurz
einmal vorstellen?
Ich
bin Eva Siegmund, 33 Jahre alt, Schriftstellerin (bei cbt) und
Lektorin. Ich liebe Hunde, Salzlakritz, Tomaten und Chilisoße, ich
koche sehr gerne, bin ein Potterhead (Hufflepuff), lebe vegan und
hasse Nähen und Bügeln. Im September 2014 erschien mein Debütroman
„Lúm – Zwei wie Licht und Dunkel“, diesen April folgte
„Pandora – Wovon träumst du?“.
-Was
mir als erstes aufgefallen ist, war deine Auswanderung. Magst du uns
erzählen, wie es dazu kam?
Ich
bin ein spontaner Mensch und entscheide mich oft sehr schnell. Anders
formuliert: Das war nicht geplant :) Mein Mann und ich haben im
letzten Jahr alles, was wir hatten, verkauft, um nach Barcelona zu
ziehen. Das sollte eigentlich unsere erste Station sein, danach
wollten wir eine Weltreise machen und dann weitersehen. Aber dann
haben wir uns heftig und nachhaltig in Mallorca verliebt – eine
Insel, auf die ich Ballermann sei Dank nie einen Fuß setzen wollte –
und jetzt sind wir hier. Und bleiben auch erstmal. Glaube ich
zumindest.
-Wie
ist das Leben in Spanien für dich? Könntest du dir vorstellen
irgendwann einmal wieder nach Deutschland zurückzukehren?
Ich
kann mir alles vorstellen. Wenn ich Pläne mache, dann werfe ich sie
ohnehin wieder über den Haufen (siehe oben), also mache ich meistens
einfach keine. Was sehr gut zu meinem Leben in Spanien und den
Mallorquinern passt. Deren Lebenseinstellung – eine Mischung aus
Entspannung, Grundvertrauen, Spontaneität, Fröhlichkeit und Fleiß
– passt sehr gut zu mir. Ich mag es, dass sich der Kellner in einem
vollen Restaurant Zeit nimmt, sich mit mir zu unterhalten oder
Menschen auch ihr Auto stoppen, um miteinander zu plaudern. Außerdem
liebe ich die Sonne und das Meer.
-Das
Schreiben hat dich ja schon immer begleitet. Was ist es für ein
Gefühl verbindest du damit?
Am
ehesten passt das Wort „tauchen“. Ich kann nicht genau erklären,
wie es passiert oder was genau vor sich geht, wenn ich schreibe, aber
ein Teil von mir verschwindet völlig im Text. Zack und weg.
Beispielsweise musste ich in den letzten Monaten oft an
provisorischen Tischen, auf unbequemen Stühlen, in lauten Cafés
usw. schreiben. Wenn ich mich hinsetze, denke ich oft: »Ach wie
blöd, die Stuhllehne nervt, der Tisch wackelt, menno, muss der Kerl
so laut in sein Handy schreien, da kann ich mich bestimmt nicht
konzentrieren …« Aber sobald ich anfange, zu schreiben, nehme ich
all das nicht mehr wahr. Die Zeit verschwimmt, die Stimmen
verstummen, die Stuhllehne ist mir schnurz. Ich schreibe nur noch.
Während ich schreibe, kann ich auch still sitzen; eine
Verhaltensform, die ich sonst eher selten an den Tag lege.
-Schreibst
du an einem festen Platz oder hast du unterschiedliche Plätze?
Können wir davon einmal Bilder sehen?
Im
Moment habe ich leider keinen festen Arbeitsplatz, was nicht immer
einfach ist. In diesem Augenblick sitze ich zum Beispiel auf unserer
Terrasse zwischen abgedeckten, zum Teil auseinander genommenen Möbeln
auf einem staubigen Stuhl, während unter mir die Kreissäge läuft.
Aber ich sitze in der Sonne. Ich habe allerdings einen Arbeitsplatz,
den ich in ein paar Wochen wieder genau wie in Deutschland aufbauen
werde. Der ist auf dem Foto zu sehen.
-Wie
war es für dich dein erstes Buch rauszubringen? Welches Gefühl
hattest du als du deinen ersten Verlagsvertrag in der Tasche hattest?
Noch dazu von so einem renommierten Verlag?
Ich
habe lange davon geträumt; ein Gefühl, das sicher viele kennen.
Lustig war, dass es sich genauso abgespielt hat, wie ich es mir immer
vorgestellt hatte. Jedes Mal, wenn ich mir vorstellte, mein Agent
riefe an mit der Nachricht, dass mein Buch erscheinen wird, begann er
das Gespräch in meiner Fantasie mit der Frage »Sitzt du?«. Als er
eines Tages anrief und mich tatsächlich fragte: »Sitzt du?«, wusste
ich Bescheid. Und immer, wenn ich mich besonders freue oder ärgere,
also wenn ich vor Emotionen überschwappe, laufe ich im Kreis. Schon
als Kind bin ich an den Abenden vor meinem Geburtstag oder vor
Weihnachte immer Runde um Runde um mein Elternhaus gelaufen. Wenn ich
mir mit dem Hammer auf den Daumen haue, renne ich ebenfalls im Kreis.
Keine Ahnung, warum das so ist. Ich habe also viele Runden im
Wohnzimmer gedreht und erstmal alle angerufen, die mir nahe stehen:
meinen Mann, meine Eltern, meine Kollegen im Verlag. Und weil das
Ereignis zu groß war, als dass mein Wohnzimmer ausgereicht hätte,
ich frei hatte und niemand da war, den ich noch mit meiner Aufregung
überschütten konnte, bin ich von meinem damaligen Zuhause in Berlin
Wedding bis zum Volkspart Friedrichshain und zurück gelaufen. Das
sind insgesamt 12 Kilometer. Das Gefühl selbst ist ein großer,
runder Ball, der ungefähr aus Folgendem besteht: »Uah! Ich meine …
Hurra … ich meine … Hilfe! … Ach du … HIMMEL!!! Echt jetzt? …
Hurra!!! Ich meine …. Aaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhh!!!!!« Dieser
Ball sitzt kurz unter dem Brustbein und kann, wie beschrieben, nur
durch stetiges Laufen am Explodieren gehindert werden.
-Mit
Pandora hast du ja schon dein zweites Buch veröffentlicht? War es
ein anderes Gefühl im Vergleich zu Lúm?
Nein
gar nicht. Ich war genauso aufgeregt und gespannt, wie es bei den
Lesern ankommen wird. Denn das ist sowohl das Wichtigste als auch, im
Vorfeld, das größte Mysterium. Bis zum Erscheinen gibt es nur eine
Handvoll Leute, ungefähr 4, die das Buch überhaupt kennen. Deshalb
war ich beide Male überirdisch aufgeregt. Ich hoffe sehr, noch viele
Bücher schreiben zu dürfen und bin gespannt, ob dieses Gefühl
irgendwann nachlässt. Aber ich glaube fast nicht.
-Was
würdest du sagen, ist die Besonderheit an deinen Büchern, die sie
von anderen abhebt?
Das
müsst Ihr entscheiden ;)
-Hast
du zukünftige Projekte, vielleicht schon die nächste
Veröffentlichung im Visier, die du uns kurz vorstellen magst?
Leider
ist es noch ein bisschen früh dafür. Aber ich hoffe, dass ich Euch
ganz schnell einweihen kann.
-Welche
Frage, wolltest du schon immer mal bei einem Interview gestellt
bekommen, aber sie wurde nie gestellt?
Was
mein Lieblings-Kinderbuch war. Ich würde gerne ein bisschen mehr
über das Lesen sprechen. Für mich gehören Lesen und Schreiben
untrennbar zusammen. Schon als Kind habe ich sehr gerne gelesen und
meine Lieblingsbücher bedeuten für mich so unendlich viel. Sie
waren und sind für mein Leben sehr wichtig – ich könnte
stundenlang über Bücher plaudern. Mein Lieblingsbuch war übrigens
sehr lange unangefochten die Unendliche Geschichte.
-
Wie wichtig ist dir der Kontakt mit deinen Lesern ?
Unheimlich
wichtig. Und ein Teil meiner Arbeit, den ich versuche, nie zu kurz
kommen zu lassen. Ich möchte jede Nachricht möglichst schnell
beantworten. Man erreicht mich auf Facebook, Instagram und über
meine Webseite. Wenn mir jemand ein schönes Foto oder einen Link zu
einer Rezension schickt, dann sind das die Momente, die mich
besonders glücklich machen. Tanzherzmomente eben.
-
Dein schönster und aufregendster Moment als Autorin?
Ich
glaube, das war bei meiner Buchpremiere zu Lúm. Der Raum war voll
mit knapp 150 Teenagern, die alle für fast zwei Stunden
mucksmäuschenstill waren, nur, weil ich gelesen habe. Das war irre!
-
Gibt es noch Termine diese Jahr, an denen man dich Treffen kann ?
Ich
habe mir fest vorgenommen, zur Buchmesse in Frankfurt zu fahren. Wo
und wann man mich dann treffen kann, erfahrt Ihr rechtzeitig auf
meiner Facebook- und Internetseite.
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