Donnerstag, 4. August 2016

Eva Siegmund im Interview






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 (c) Isabelle Grubert
Hallo Eva, magst du dich bitte für alle die dich noch nicht kennen kurz einmal vorstellen?
Ich bin Eva Siegmund, 33 Jahre alt, Schriftstellerin (bei cbt) und Lektorin. Ich liebe Hunde, Salzlakritz, Tomaten und Chilisoße, ich koche sehr gerne, bin ein Potterhead (Hufflepuff), lebe vegan und hasse Nähen und Bügeln. Im September 2014 erschien mein Debütroman „Lúm – Zwei wie Licht und Dunkel“, diesen April folgte „Pandora – Wovon träumst du?“.
-Was mir als erstes aufgefallen ist, war deine Auswanderung. Magst du uns erzählen, wie es dazu kam?
Ich bin ein spontaner Mensch und entscheide mich oft sehr schnell. Anders formuliert: Das war nicht geplant :) Mein Mann und ich haben im letzten Jahr alles, was wir hatten, verkauft, um nach Barcelona zu ziehen. Das sollte eigentlich unsere erste Station sein, danach wollten wir eine Weltreise machen und dann weitersehen. Aber dann haben wir uns heftig und nachhaltig in Mallorca verliebt – eine Insel, auf die ich Ballermann sei Dank nie einen Fuß setzen wollte – und jetzt sind wir hier. Und bleiben auch erstmal. Glaube ich zumindest.
-Wie ist das Leben in Spanien für dich? Könntest du dir vorstellen irgendwann einmal wieder nach Deutschland zurückzukehren?
Ich kann mir alles vorstellen. Wenn ich Pläne mache, dann werfe ich sie ohnehin wieder über den Haufen (siehe oben), also mache ich meistens einfach keine. Was sehr gut zu meinem Leben in Spanien und den Mallorquinern passt. Deren Lebenseinstellung – eine Mischung aus Entspannung, Grundvertrauen, Spontaneität, Fröhlichkeit und Fleiß – passt sehr gut zu mir. Ich mag es, dass sich der Kellner in einem vollen Restaurant Zeit nimmt, sich mit mir zu unterhalten oder Menschen auch ihr Auto stoppen, um miteinander zu plaudern. Außerdem liebe ich die Sonne und das Meer.
-Das Schreiben hat dich ja schon immer begleitet. Was ist es für ein Gefühl verbindest du damit?
Am ehesten passt das Wort „tauchen“. Ich kann nicht genau erklären, wie es passiert oder was genau vor sich geht, wenn ich schreibe, aber ein Teil von mir verschwindet völlig im Text. Zack und weg. Beispielsweise musste ich in den letzten Monaten oft an provisorischen Tischen, auf unbequemen Stühlen, in lauten Cafés usw. schreiben. Wenn ich mich hinsetze, denke ich oft: »Ach wie blöd, die Stuhllehne nervt, der Tisch wackelt, menno, muss der Kerl so laut in sein Handy schreien, da kann ich mich bestimmt nicht konzentrieren …« Aber sobald ich anfange, zu schreiben, nehme ich all das nicht mehr wahr. Die Zeit verschwimmt, die Stimmen verstummen, die Stuhllehne ist mir schnurz. Ich schreibe nur noch. Während ich schreibe, kann ich auch still sitzen; eine Verhaltensform, die ich sonst eher selten an den Tag lege.
-Schreibst du an einem festen Platz oder hast du unterschiedliche Plätze? Können wir davon einmal Bilder sehen?
Im Moment habe ich leider keinen festen Arbeitsplatz, was nicht immer einfach ist. In diesem Augenblick sitze ich zum Beispiel auf unserer Terrasse zwischen abgedeckten, zum Teil auseinander genommenen Möbeln auf einem staubigen Stuhl, während unter mir die Kreissäge läuft. Aber ich sitze in der Sonne. Ich habe allerdings einen Arbeitsplatz, den ich in ein paar Wochen wieder genau wie in Deutschland aufbauen werde. Der ist auf dem Foto zu sehen. 
 
-Wie war es für dich dein erstes Buch rauszubringen? Welches Gefühl hattest du als du deinen ersten Verlagsvertrag in der Tasche hattest? Noch dazu von so einem renommierten Verlag?
Ich habe lange davon geträumt; ein Gefühl, das sicher viele kennen. Lustig war, dass es sich genauso abgespielt hat, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Jedes Mal, wenn ich mir vorstellte, mein Agent riefe an mit der Nachricht, dass mein Buch erscheinen wird, begann er das Gespräch in meiner Fantasie mit der Frage »Sitzt du?«. Als er eines Tages anrief und mich tatsächlich fragte: »Sitzt du?«, wusste ich Bescheid. Und immer, wenn ich mich besonders freue oder ärgere, also wenn ich vor Emotionen überschwappe, laufe ich im Kreis. Schon als Kind bin ich an den Abenden vor meinem Geburtstag oder vor Weihnachte immer Runde um Runde um mein Elternhaus gelaufen. Wenn ich mir mit dem Hammer auf den Daumen haue, renne ich ebenfalls im Kreis. Keine Ahnung, warum das so ist. Ich habe also viele Runden im Wohnzimmer gedreht und erstmal alle angerufen, die mir nahe stehen: meinen Mann, meine Eltern, meine Kollegen im Verlag. Und weil das Ereignis zu groß war, als dass mein Wohnzimmer ausgereicht hätte, ich frei hatte und niemand da war, den ich noch mit meiner Aufregung überschütten konnte, bin ich von meinem damaligen Zuhause in Berlin Wedding bis zum Volkspart Friedrichshain und zurück gelaufen. Das sind insgesamt 12 Kilometer. Das Gefühl selbst ist ein großer, runder Ball, der ungefähr aus Folgendem besteht: »Uah! Ich meine … Hurra … ich meine … Hilfe! … Ach du … HIMMEL!!! Echt jetzt? … Hurra!!! Ich meine …. Aaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhh!!!!!« Dieser Ball sitzt kurz unter dem Brustbein und kann, wie beschrieben, nur durch stetiges Laufen am Explodieren gehindert werden.
-Mit Pandora hast du ja schon dein zweites Buch veröffentlicht? War es ein anderes Gefühl im Vergleich zu Lúm?
Nein gar nicht. Ich war genauso aufgeregt und gespannt, wie es bei den Lesern ankommen wird. Denn das ist sowohl das Wichtigste als auch, im Vorfeld, das größte Mysterium. Bis zum Erscheinen gibt es nur eine Handvoll Leute, ungefähr 4, die das Buch überhaupt kennen. Deshalb war ich beide Male überirdisch aufgeregt. Ich hoffe sehr, noch viele Bücher schreiben zu dürfen und bin gespannt, ob dieses Gefühl irgendwann nachlässt. Aber ich glaube fast nicht.
-Was würdest du sagen, ist die Besonderheit an deinen Büchern, die sie von anderen abhebt?
Das müsst Ihr entscheiden ;)
-Hast du zukünftige Projekte, vielleicht schon die nächste Veröffentlichung im Visier, die du uns kurz vorstellen magst?
Leider ist es noch ein bisschen früh dafür. Aber ich hoffe, dass ich Euch ganz schnell einweihen kann.
-Welche Frage, wolltest du schon immer mal bei einem Interview gestellt bekommen, aber sie wurde nie gestellt?
Was mein Lieblings-Kinderbuch war. Ich würde gerne ein bisschen mehr über das Lesen sprechen. Für mich gehören Lesen und Schreiben untrennbar zusammen. Schon als Kind habe ich sehr gerne gelesen und meine Lieblingsbücher bedeuten für mich so unendlich viel. Sie waren und sind für mein Leben sehr wichtig – ich könnte stundenlang über Bücher plaudern. Mein Lieblingsbuch war übrigens sehr lange unangefochten die Unendliche Geschichte.
- Wie wichtig ist dir der Kontakt mit deinen Lesern ?
Unheimlich wichtig. Und ein Teil meiner Arbeit, den ich versuche, nie zu kurz kommen zu lassen. Ich möchte jede Nachricht möglichst schnell beantworten. Man erreicht mich auf Facebook, Instagram und über meine Webseite. Wenn mir jemand ein schönes Foto oder einen Link zu einer Rezension schickt, dann sind das die Momente, die mich besonders glücklich machen. Tanzherzmomente eben.
- Dein schönster und aufregendster Moment als Autorin?
Ich glaube, das war bei meiner Buchpremiere zu Lúm. Der Raum war voll mit knapp 150 Teenagern, die alle für fast zwei Stunden mucksmäuschenstill waren, nur, weil ich gelesen habe. Das war irre!
- Gibt es noch Termine diese Jahr, an denen man dich Treffen kann ?
Ich habe mir fest vorgenommen, zur Buchmesse in Frankfurt zu fahren. Wo und wann man mich dann treffen kann, erfahrt Ihr rechtzeitig auf meiner Facebook- und Internetseite.

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