Liebe
Angela magst du dich kurz Vorstellen?
Hi,
mein Name ist Angela, ich bin gelernte Buchhändlerin, verheiratet,
habe einen wundervollen Sohn und ein wunderlichen Hund. Ab Ende
September diesen Jahres werde ich mich voll und ganz der Schreiberei
und Texterei widmen. Damit erfülle ich mir den allergrößten Traum
überhaupt – okay, einen der größten. Die anderen sind ein Aston
Martin DBS, eine Putzfrau und schnelles Internet hier auf dem Dorf.
-
Wie ist es dazu gekommen das Du mit dem Schreiben angefangen hast?
Geschrieben
habe ich seit meinem 13. Lebensjahr, damals allerdings überwiegend
Fanfiction zu Boygroups (ja, ich weiß …) oder Romanen. Während
meiner Elternzeit habe ich mich dann dazu entschlossen, einen
Schreibkurs bei der Schule des Schreibens in Hamburg zum Thema
Kinder-/Jugendbuch zu machen und mich gleichzeitig bei der
Online-Plattform Oetinger34 beworben. Ab da lief alles von allein.
-Wie
bist du auf dein Oetinger Verlag aufmerksam geworden ?
Der
Friedrich Oetinger Verlag hat mit seinem Imprint Oetinger34 eine
Plattform geschaffen, um jungen und ambitionierten Autoren, Lektoren
und Illustratoren die Möglichkeit zu geben, miteinander kreative
Projekte ins Leben zu rufen und gemeinsam daran zu feilen. Die Idee
fand ich von Anfang an superspannend, vor allem weil der Anreiz im
Team viel größer ist, am Ball zu bleiben. Auf die Idee gebracht,
mich dort zu bewerben, hat mich aber schlussendlich mein damaliger
Abteilungsleiter-Kollege aus der Buchhandlung.
-
Hast du dort an einem Schreibwettbewerb teil genommen ?
Nicht
direkt. Nachdem das Manuskript für Über
den Dächern wir zwei fertig war,
haben meine Junior-Lektorin und ich es für ein sogenanntes Voting
angemeldet, das viermal im Jahr stattfindet. Wer von den anderen
Mitgliedern der Plattform unter die Top10 gewählt wird, hat die
Chance, in einer der nächsten Editionen veröffentlicht zu werden,
wenn der Verlag Potenzial in diesem Titel sieht. Tja, ich würde
sagen, da hatte ich zweimal ordentlich Glück! :D
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Als du die Zusage bekommen hast was hast du als erstes gemacht ?
Ich
habe meinen Mann angesehen und gesagt: „Die nehmen mein Buch. Ich
dreh durch.“
-
Hast Du Rituale beim Schreiben?
Meistens
zünde ich eine Duftkerze an, und je nachdem, zu welcher Tageszeit
ich schreibe, muss immer entweder Tee oder Kaffee bereitstehen. Oder
irgendwelcher Süßkram. Ansonsten lese ich meistens ein Stück vom
letzten Kapitel noch einmal, ehe ich weiterschreibe, damit ich besser
in die Geschichte hineinfinde.
-
Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst
du dann mit?
Oh
Gott, ja! Bestes Beispiel ist erste die Kussszene zwischen Mina und
Theo in Über den Dächern wir zwei.
Da hat alles in mir gekribbelt und ich war aufgeregt wie eine
Vierzehnjährige! Das war ein abgefahrenes Gefühl. Und auch die
Schlussszene hat mich noch einmal ordentlich gefordert.
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Wenn Du einen neuen Charakter entstehen lässt, orientierst du Dich
dann an Personen in deinem Umfeld?
Einerseits
schwingt sicherlich immer der ein oder andere Charakterzug, den man
von jemandem aus dem unmittelbaren Umfeld kennt, bei den eigenen
Figuren mit. Andererseits entwickeln die Protagonisten auch relativ
schnell ein Eigenleben. Zum Beispiel haben die drei Hauptfiguren
Mina, Theo und Mike alle einen Charakterzug, den ich mir selbst
anrechnen würde. Und zugleich reagieren sie auf manche Aktionen, wie
ich es nie könnte. Das ist also immer eine Mischung aus bekannt und
unbekannt.
-
Welcher Ort inspiriert Dich am meisten oder ist es eine Person?
Berge
inspirieren mich besonders, ebenso Wälder und Großstädte.
Eigentlich finde ich überall, wo etwas geschieht, Eindrücke, die
ich gerne in Geschichten verarbeiten würde. Wenn man zum Beispiel
einen Berg hinab läuft und in der Ferne Nebelwände sieht, ist das
ähnlich anregend wie eine Gruppe von Jugendlichen, die im Café
neben mir sitzt und Witze reißt.
-
Was machst Du nach dem du ein Buch fertig geschrieben hast? Stürzt
Du dich direkt ins nächste Schreibabenteuer?
Nachdem
Über den Dächern wir zwei
komplett fertig war, bin ich erst einmal in ein ganz tiefes Loch
gefallen. Das ist wie die Zeit im Buchhandel direkt nach den
Weihnachtsferien, von heute auf morgen sinkt der Stresspegel
plötzlich rapide ab. Man weiß gar nicht mehr, was man vorher so
gemacht hat. Immerhin habe ich über ein Jahr lang jeden Tag mit Mina
und Theo verbracht. Sie gehen zu lassen, ist mir nicht leicht
gefallen. Mal sehen, wie es jetzt nach dem zweiten Roman wird. Aber
ich fürchte fast, ähnlich. Da hilft nur: Neue Geschichten plotten.
-
Zeigst du uns deinen Arbeitsplatz ?
Mein
Arbeitsplatz ist völlig unspektakulär: Ein Netbook, ein Bildschirm,
Tastatur, Maus und daneben Wörterbücher und meine Wall of
Inspiration. Irgendwann hätte ich gern mal so einen großen,
wuchtigen Schreibtisch im Shabby Chic mit unzähligen Schubladen. Und
eine außergewöhnliche Schreibtischlampe.
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Hast du eine neues Projekt, das du uns schon verraten kannst?
Aktuell
arbeite ich an meinem zweiten Buch, der Arbeitstitel lautet Wingmen.
Es wird wieder ein literarisches Jugendbuch. Aber danach würde ich
mich gern einmal an Fantasy ausprobieren. Und ich weiß auch schon,
an was genau. ;)
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Im Oetinger 34 Verlag arbeitet ihr mit Lesern zusammen ! Wie kann man
sich die zusammen Arbeit vorstellen ?
Ja,
und die Zusammenarbeit ist sehr hilfreich! Im Grunde läuft es so,
dass man als Autor oder Illustrator ein Projekt starten und dann
Projektmitglieder einladen kann. Jedes Projektmitglied kann während
der Entstehung des Buches direkt im Text Kommentare hinterlassen,
wenn zum Beispiel Fragen auftauchen, Fehler gefunden werden etc.
Gearbeitet wird im sogenannten Weißraum, einer Art
Online-Schreibprogramm. Die Arbeit ist wahnsinnig interaktiv und man
kann quasi mit der Zielgruppe zusammen den Text gestalten. Eine sehr
spannende Erfahrung.
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Wie wichtig sind Dir Rezensionen? Wie sehr nimmst Du dir Kritik zu
Herzen?
Sehr,
SEHR wichtig! Ich muss zugeben, anfangs fand ich die Idee einer
Leserunde auf Lovelybooks eher abschreckend, doch währenddessen habe
ich diese Art der Rückmeldung tatsächlich lieben gelernt. Ich will
ja erreichen, dass meine Figuren nachvollziehbar sind und man sich
gut in sie hineinversetzen kann. Außerdem spiele ich gern mit der
Sprache. Da kann es nur von Vorteil sein, sich mit der Resonanz der
Leser auseinanderzusetzen. Natürlich schwingt auch immer ein wenig
eigener Geschmack oder Vorliebe für ein Genre mit, aber das gehört
dazu und das muss man als Autor respektieren. Wenn jeder gern liest,
was du geschrieben hast, bist du wahrscheinlich J. K. Rowling.
-
Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als
Autorin gewesen?
Huh,
das ist schwer. Aber definitiv einer der schönsten Momente war meine
Buchvorstellung in der Buchhandlung Hugendubel in Würzburg. Ich war
so furchtbar aufgeregt, aber meine Familie war da und so viele meiner
Freunde – das war ein gigantisches Glücksgefühl! Hat mir sehr
viel gegeben und mir Mut gemacht, diesen Weg weiterzugehen.
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In welchem Buch würdest du gerne mal die Hauptrolle spielen? Wer
wärst du da?
Ich
liebe ja die Mortal Instruments
von Cassandra Clare, da würde ich schon gern mal ein bisschen
mitmischen – vor allem, weil ich weiß, wie es endet. Wer ich wäre?
Wahrscheinlich Magnus Bane. :D
Ansonsten
sind die meisten Bücher, die ich lese, voll von Tragik. Da will man
gar nicht unbedingt Teil von sein. Höchstens als kleines Mäuschen,
das sich alles live anschaut. Und mal ehrlich, wer wollte nicht
wenigstens einmal Hermine in Harry
Potter sein oder Elizabeth Bennet in
Stolz und Vorurteil?
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Hast du ein Lieblings Buch oder Autor?
In
Sachen Worldbuilding und Sarkasmus ist Cassandra Clare mein
unangefochtenes Vorbild, und bei allem anderen John Green. Ich liebe
seinen Humor, seine Schreibe, seine Themen, sein Wissen, sein Alles.
Aktuell ganz oben auf meiner Liste der Best-of-Bücher steht deshalb
Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen
Versuchen). Die Amerikaner haben es
in Sachen Schreiben einfach drauf. Marisha Pessl beispielsweise hat
mich umgehauen mit ihren beiden Büchern!
Als
große deutschsprachige Vorbilder kann ich Cornelia Funke und Antonia
Michaelis angeben.
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Mit wem würdest du gerne mal zusammenarbeiten?
Ha!
Das ist ja tricky. Also eine Illustratorin für meinen ersten
Fantasy-Roman habe ich bereits gefunden, und ich freue mich schon
sehr darauf, das Ganze mit ihr auf die Beine zu stellen. Natalie
Dombois heißt sie und ich liebe, liebe, LIEBE ihren Stil!
Ansonsten
habe ich schon ein, zwei Leute im Hinterkopf, die ich gerne bei
anderen Projekten mit ins Boot holen würde. Aber das ist bei den
Terminkalendern oft nicht einfach. Mit Lisa Brenner zum Beispiel
würde ich gern was total anderes machen, als ich bisher tue. Also
keinen typischen Roman. Mal sehen …
Und
dann muss ich gestehen, dass ich gerne mit jemandem zusammen etwas
schreiben würde. Eine absolut abgefahrene Reihe mit ganz vielen
abgedrehten Charakteren und – ach, lasst euch einfach überraschen.
J
-
Was würdest du angehenden Autoren mit auf den Weg geben?
Schreiben
ist ein super Job. Ich liebe ihn. Aber ihr müsst euch bewusst sein,
dass es ein einsamer Job sein kann. Ihr sitzt Stunden um Stunden am
Schreibtisch, bis ihr mit dem Roman fertig seid, und danach sitzt ihr
Stunden um Stunden am Schreibtisch, um den Roman zu überarbeiten.
Außerdem sollte man über dem Schreiben das Lesen nicht vergessen.
Ich
wurde übrigens einmal gefragt, ob ich mir nach der Veröffentlichung
von Über den Dächern wir zwei einen Porsche leisten könne.
Nein.
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Sehen wir dich auf der Frankfurter Buchmesse? Kannst du uns deine
Termine verraten an denen wir Dich treffen können?
Ich
werde da sein, ja. Ganz sicher bin ich am Mittwoch vor Ort, und dann
wahrscheinlich noch einmal am Samstag. Würde mich freuen, ganz viele
von euch zu sehen!
Liebe
Grüsse
Jaqueline
Phinchensfantasyroom
Vielen
Dank für deine Fragen und deine Zeit!
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