-Magst du Dich mal kurz vorstellen?
Mein
Name ist Gesa Schwartz, ich habe Deutsche Philologie, Philosophie und
Deutsch als Fremdsprache studiert und lebe in der Nähe von Hamburg in
einem Zirkuswagen. Ich bin Schriftstellerin und unter anderem für die
Reihen „Grim“ und „Chroniken der Schattenwelt“ verantwortlich. Meine
neueste Geschichte ist „Nacht ohne Sterne“ – mein allererstes
Jugendbuch, das am 28. September im cbt-Verlag erscheinen wird.
- Wie ist es dazu gekommen das Du mit dem Schreiben angefangen hast?
Seit
ich denken kann, bin ich Geschichtenerzählerin, und sobald ich dazu in
der Lage war, habe ich meine Geschichten aufgeschrieben. Das Schreiben
war und ist ein elementarer Teil von mir, eine Lebensnotwendigkeit, ohne
die ich mir mein Dasein nicht vorstellen möchte. Dennoch war der Weg zu
meinen Geschichten für mich nicht immer leicht. Ausführlich habe ich
dazu etwas auf meiner Homepage geschrieben: gesa-schwartz.de
- Hast Du rituale beim Schreiben?
Eines
liebe ich beinahe genauso sehr wie das Schreiben, und das ist das
Reisen. Ich recherchiere sehr gründlich für meine Geschichten, die ja
meist die phantastischen Facetten unserer Welt beleuchten, und daher
habe ich mir früh abgewöhnt, Rituale zu brauchen. Es lebt sich doch viel
entspannter, wenn man in einem überfüllten Zugabteil ebenso in seine
eigene Welt abtauchen kann wie in einem zugigen Zelt vor den Toren Roms.
- Wenn Du eine Traurige, Witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?
Wenn
ich schreibe, tauche ich in meine Geschichten ein und erlebe sie aus
dem Inneren der Figuren heraus. Insofern bleibt mir gar nichts anderes
übrig, als mitzufühlen. ;)
- Wenn Du einen neuen Charakter entstehen lässt, orientierst du Dich dann an Personen in deinem Umfeld?
Nein,
je besser ich jemanden kenne, desto schwieriger wird es, etwas von ihm
zu verwenden. Allerdings habe ich mich schon oft von Fremden inspirieren
lassen.
- Hast du auch noch andere Namen unter den Du schreibst?
Nein, bisher nicht.
- Welcher Ort inspiriert Dich am meisten oder ist es eine Person?
Grundsätzlich
kann ich von allem inspiriert werden, bevorzugt dann, wenn ich nicht
damit rechne – und weit und breit kein Stift zur Hand ist. ;) Zu mir
selbst finde ich am besten in der Natur, fernab von Menschen, wenn ich
mit meinem Hund querfeldein laufe, und auch dort wartet dann überall
Inspiration. Und das gilt, auch wenn das wie ein Gegensatz klingt, auch
für bestimmte Städte. Berlin, Paris, Rom, New York – und so viele
andere, in denen es einfach unmöglich ist, nicht inspiriert zu werden,
wenn man durch ihre Straßen läuft, und die gleichzeitig so eindringlich
als Spiegel fungieren, dass sie mich meine innere Stimme sehr deutlich
hören lassen.
- Was machst Du nach dem du ein Buch fertig geschrieben hast? Stürzt Du dich direkt ins nächste Schreibabenteuer?
Meist
ist das so, ja. Ich versuche allerdings, zumindest für eine kurze Weile
die Gedanken treiben zu lassen, um Abschied von einer beendeten
Geschichte zu nehmen und mich dann mit ganzer Kraft auf eine neue
einlassen zu können.
- Hast du eine Neues Projekt das du uns schon verraten kannst?
Ja,
gerade schreibe ich an einer neuen Geschichte, aber leider darf ich
dazu noch beinahe gar nichts verraten. Außer vielleicht, dass sie wieder
im Genre der Phantastik anzusiedeln ist. :)
- Wie wichtig sind Dir Rezensionen? Wie sehr nimmst Du dir Kritik zu Herzen?
Für
die Kritik meiner Testleser und Lektoren bin ich sehr dankbar, da sie
mir hilft, mich zu verbessern und meine Geschichten so zu erzählen, wie
sie es verdienen. Wie ich mit Kritik von außen, also sozusagen von
Fremden, umgehe, kommt auf die Kritik an. Wichtig ist mir, wer mich
kritisiert, d.h. ich frage mich immer zuerst, was denjenigen dazu
befähigt, die Kritik zu üben, was ihn also gewissermaßen für mich zu
einer Autorität macht. Wenn ich die Kritik dann als gerechtfertigt
ansehe, versuche ich, mich zu verbessern. Mitunter werden persönliche
Meinungen geäußert, die der meinen widersprechen – aber das empfinde ich
nicht als Kritik, denn jeder hat das Recht, sich seine Meinung zu
bilden und sie zu vertreten, und nicht jedem muss gefallen, was oder wie
ich schreibe. Wenn allerdings oberflächlich gelesen wurde oder andere
Motive hinter einer Kritik stecken, die mit dem eigentlichen Text erst
in zweiter Linie etwas zu tun haben, dann ist die Kritik für mich nicht
ernstzunehmen. In dem Fall sagt die Rezension oft mehr über den
Rezensenten aus als über das Buch. Die Kritik hat sich damit selbst
disqualifiziert und landet in meiner – ich zitiere Ralf Isau –
„mentale[n] Sondermülltonne“.
- Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Das
ist jedes Mal wieder der Augenblick, in dem eine mir noch unbekannte
Figur in meinen Gedanken den Kopf hebt und mir ihren Namen nennt. Der
Moment, in dem sie zu leben beginnt und mich mitnimmt auf ihr Abenteuer.
Mit absolut nichts ist das vergleichbar.
- In welchem Buch würdest du gerne mal die Hauptrolle spielen? Wer wärst du da?
Spontan
würde ich antworten: Ich wäre gern Scout aus „Wer die Nachtigall
stört“. Zum einen, weil es seit meiner Kindheit eines meiner
Lieblingsbücher ist und es wunderbar sein muss, die Atmosphäre dieser
Geschichte buchstäblich atmen zu können. Zum anderen, weil ich gern mit
Jem und Dill herumtoben und Atticus begegnen würde ... und ich würde Boo
Radley heimlich eine blaue Blume ins Astloch legen, die jeden Zement
zerbrechen würde.
- Hast du ein Lieblings Buch oder Autor?
Abgesehen
von „Wer die Nachtigall stört“ steht „Der Spiegel im Spiegel“ von
Michael Ende seit langer Zeit ganz weit oben auf meiner Liste. Und
natürlich gibt es auch viele andere Autoren, die ich sehr schätze, wie
zum Beispiel Bukowski, Goethe oder Neil Gaiman. Aber diese Liste ist
gänzlich unvollständig, denn es gibt noch so viele weitere wirklich
großartige Schriftsteller und Schriftstellerinnen, und mit jeder neuen
Zeile, die ich lese, haben sie die Chance, in die Riege meiner
Lieblingsautoren aufzusteigen.
- Was würdest du angehenden Autoren mit auf den Weg geben?
Immer
auf die eigene Stimme vertrauen, sich bewusst machen, dass es die
Geschichten sind, die zählen, und dass nur wir sie so erzählen können,
wie sie es verdienen – wir, zu denen sie gekommen sind.
Vielen lieben Dank das Du Dir die Zeit für das Interview genommen hast
Ich bedanke mich. :)
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