Freitag, 16. Oktober 2015

Tanja Voosen im Interview

-Magst du Dich mal kurz vorstellen? 
Ich bin Tanja Voosen, 26 Jahre alt, Studentin und Autorin von inzwischen sieben Büchern und einem eShort! :) Mein Leben dreht sich hauptsächlich um Bücher, denn wenn ich nicht gerade eigene Geschichten schreibe, blogge ich auf meinem Buchblog oder tausche mich mit anderen Buchverrückten aus. Ansonsten ist mein Leben ziemlich unspektakulär. Wenn ich mal etwas fernab von Büchern machen möchte, unternehme ich super gerne etwas mit meiner Schwester.  So lange ich noch auf meinen Brief aus Hogwarts warte, werde ich vorerst weiter Bücher schreiben, bis ich dann irgendwann meiner wahren Berufung eine Hexe zu werden, folgen kann.

- Wie ist es dazu gekommen das Du mit dem Schreiben angefangen hast?
Ich habe früher wahnsinnig gerne gezeichnet und mir für eigene Comics Geschichten ausgedacht. Einmal habe ich sogar an einem Wettbewerb teilgenommen und es auf den 50 Platz geschafft (das fand ich damals echt gut) und kurz danach wurde mir klar, dass meine künstlerischen Fähigkeiten nicht ganz das umsetzen können, was ich gerne erzählen würde – also bin ich zu den Buchfanatikern übergelaufen. Eine der ersten Sachen, die ich jemals geschrieben habe war eine Kurzgeschichte über zwei Freunde, die übernatürliche Kräfte haben und die Welt retten wollen. Ziemlich klischeehaft, aber ich dachte damals, es sei die beste Geschichte der Welt. Gut, dass mein jüngeres Ich an diesem Größenwahn festgehalten hat, sondern hätte ich wohl gleich wieder aufgegeben.

- Hast Du Rituale beim Schreiben?
Ich höre ab und zu Musik, aber so richtige Rituale habe ich nicht. Manchmal verkrieche ich mich am helllichten Tag in meinem Zimmer, fahre die Rollos herunter und erzeuge die Illusion, dass bereits Nacht wäre. Nachts kann ich immer so viel besser schreiben, weil es schön ruhig ist und man das Gefühl hat, sowieso nichts anderes mehr erledigen zu können. Diesen Trick habe ich mal in einem Interview gelesen und fand ihn wirklich hilfreich. Aber so lange es hilft Dracula zu spielen, um weiter produktiv zu sein, habe ich nichts dagegen einzuwenden :D

- Wenn Du eine Traurige, Witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?

Ein bisschen fühle ich natürlich mit, weil ich in diesem Moment in den Köpfen der Figuren und somit auch in deren Gefühlswelt drin bin und ich glaube, so geht es jedem, der schreibt. Aber so richtig mitlachen und weinen eigentlich nicht. Oft bin ich mir unsicher, ob Leute Szene XY jetzt lustig finden oder nicht, so etwas ist schwer einzuschätzen. Allerdings kommt es oft vor, dass ich bei der Überarbeitung meiner Romane mitlache, weil ich mir denke: das hast du echt geschrieben? Sobald etwas Abstand zwischen mir und einem meiner Bücher liegt, hab ich ein viel besseres Gefühl dafür, wie andere bestimmte Szenen sehen könnten – oder sollten.

- Wenn Du einen neuen Charakter entstehen lässt, orientierst du Dich dann an Personen in deinem Umfeld?
Ich denke, man orientiert sich immer am meisten an dem, was man kennt. Allerdings versuche ich extrem darauf zu achten, meine Figuren nicht an echte Menschen anzupassen. Es ist aber echt hilfreich, wenn man so wie ich z.B. eine Schwester hat wie das bei Taylor (Sommerflüstern) und Lucy (Herbstflüstern) der Fall ist, weil man dann einfach weiß - so und so verhält man sich in vielen Situationen. Allgemein werden Bücher wohl am authentisierten, wenn man viele der Gefühle oder Ereignisse schon mal selbst erlebt hat – zumindest was das Genre Contemporary angeht. Auf einem Drachen geflogen bin ich leider noch nicht :D Und ich befürchte, alle meine Figuren haben ein Stückchen meines eigenen Charakters abbekommen.

- Hast du auch noch andere Namen unter den Du schreibst?
Bisher noch nicht. Ich bin immer sehr stolz, wenn auf meinen Büchern auch klar erkenntlich mein eigener Name drauf steht, damit die Leute wissen, wer für die Geschichten „verantwortlich“ ist.

- Welcher Ort inspiriert Dich am meisten oder ist es eine Person?
Festlegen kann ich das bei mir überhaupt nicht. Da mein Leben immer in Bewegung ist, sehe und erlebe ich jeden Tag so einiges. Da kann auch schon mal der Einkauf von Waschpulver zu der Idee führen „du könntest Szene XY im Camp in der Waschküche spielen lassen“ :D Es kann mich aber genauso gut eine Liedzeile über den Strand inspirieren, etwas Leckeres zu Essen oder ein Unwetter vor meinem Fenster. Meine Bücher sind ja meistens mit alltäglichen Dingen gefüllt und die peppe ich dann durch meine Idee und Wünsche auf. In meinen Büchern findet man auch oft Dinge, die ich selber erlebt habe und noch auf meiner to-do-Liste stehen.

- Was machst Du nach dem du ein Buch fertig geschrieben hast? Stürzt Du dich direkt ins nächste Schreibabenteuer?
Ich bin erst mal furchtbar deprimiert und mache ein paar Tage gar nichts. Ab und zu drehe ich auch durch und futtere den Süßigkeiten Vorrat leer. Ein Buch zu beenden ist das seltsamste Gefühl der Welt für mich. Ob ich nun lange Zeit oder wenige Monate an einer Geschichte gearbeitet habe, macht da keinen Unterschied. Ich weiß immer ganz genau wie ich die erste Zeile schrieb und plötzlich ist aus dieser Zeile ein ganzer Roman geworden? Manchmal frage ich mich echt, wie ich das schaffe. Ich bin dann auch wirklich stolz auf mich, habe aber auch Angst, das nie wieder zu schaffen – das wird bei keinem Buch anders, egal, wie viele ich auch schreibe.

- Hast du eine Neues Projekt das du uns schon verraten kannst?
Ich arbeite derzeit hauptsächlich an einem Projekt, das erst in zwei Jahren bei einem großem Verlag erscheint, über das ich allerdings nichts preisgeben darf. Nebenbei habe ich aber begonnen eine neue Contemporary Geschichte zu schreiben, die den Arbeitstitel „Cassidy Casters Schlussmach-Service“ trägt und sich um ein Mädchen dreht, das anderen hilft ihre Beziehungen zu beenden und sich selber gar nicht verlieben möchte – was dann aber natürlich doch passiert. Außerdem arbeite ich an dem Konzept für ein Companien zu meinem Self-Publisher Roman Sternenmeer, das den Titel Mondfunken tragen soll. Genaueres zu den Geschichten, wann und wo sie erscheinen steht aber nicht fest. Ich freue mich aber schon sehr aufs Schreiben! :D

- Wie wichtig sind Dir Rezensionen? Wie sehr nimmst Du dir Kritik zu Herzen?
Rezensionen sind sehr wichtig – in erster Linie aufgrund der Leserstimmen, die andere dazu animieren das Buch auch zu kaufen und lesen, aber auch als Orientierung für Verlage, damit diese sehen können, ob man nur totalen Mist verzapft oder auch gut ankommt. Für mich persönlich sind Rezensionen aber auch wichtig. Ich bin jedes Mal echt gerührt, wenn ich so viele nette Worte lese, denn das ist eine Anerkennung, die man für kein Geld der Welt kaufen kann. Es wäre auch gelogen zu sagen, dass schlechte Meinungen total an mir vorbeiziehen. Ab und an, hat man schon mal ein mulmiges Gefühl aufgrund einiger Meinungen und zweifelt an sich. Ich bin aktuell in einer Lage, in der so viele Bücher von mir auf dem Markt sind, dass viele Leute das eine Buch hassen, das andere dafür lieben – und gerade wegen dieser verrückten Mischung kann ich total gut damit leben.  Geschmäcker sind eben verschieden und wenn man etwas doof findet, sollte man das auch offen und ehrlich sagen dürfen. Kritik ist etwas, das man als Autor/in einfach ab können muss.

- Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Einer der schönsten Momente war für mich, als ich zusammen mit Amelie Murmann, die eine sehr gute Freundin von mir ist, zusammen in denselben Verlag gekommen bin. Wir beide haben damals immer zusammen davon geträumt unsere Bücher zu veröffentlichen und uns gegenseitig geholfen und Mut gemacht und der Moment, in dem feststand, dass wir beide noch im selben Jahr ein Buch bei Impress raus bringen, war einfach toll. Aber auch nach sehr langer Zeit endlich wieder ein Print (Sternenmeer) von mir in den Händen halten zu können war wundervoll. Einer der besten Fan-Momente war, als ich zum Geburtstag eine Fan-Fiction von Emily Lives Loudly bekommen habe. Ich konnte einfach nicht fassen, was sich da zwei liebe Mädchen hatten einfallen lassen! Es ist aber immer ein total surreales Gefühl, wenn Leute ein Autogramm von mir möchten, weil ich mir immer denke – was von mir? - und mich dann wie die Queen fühle :D

- In welchem Buch würdest du gerne mal die Hauptrolle spielen? Wer wärst du da?
Die Hauptrolle möchte ich in keinem Buch so wirklich spielen, die armen Protagonisten müssen ja so viel schreckliches Zeug durchmachen! :P Aber, wenn ich mir etwas aussuchen müsste, wäre ich gerne  Emilia aus Wanderer – Sand der Zeit (weil sie so witzig und mutig ist und Max hat) oder Stephanie/Walküre aus Skulduggery Pleasant (weil ihr Leben so aufregend und magisch ist).

- Hast du ein Lieblings Buch oder Autor?
Derek Landy! Der neunte Band seiner Skulduggery Reihe ist mein Lieblingsbuch schlechthin.

- Was würdest du angehenden Autoren mit auf den Weg geben?
Das jeder, der am Anfang steht Zweifel, Sorgen und Ängste hat und man nicht perfekt sein muss oder perfekt schreiben muss. Meiner Erfahrung nach braucht man viel Geduld und Nerven aus Stahl. Zu Beginn wühlt man sich durch so einen immensen Berg an Ratschlägen, Vorgaben und Tipps, dass das alles ganz schön durcheinanderbringen kann. Man sollte sich immer sagen, dass andere auch nicht von heute auf morgen da gewesen sind, wo man sie aktuell sieht. Und sich mit anderen zu vergleichen bringt rein gar nichts. Mein schreibt nur ein Buch pro Jahr? Man braucht Monate zum Überarbeiten, nicht Wochen? Man bekommt Absagen über Absage? Jeder hat einen anderen Rhythmus und so lange man am Ball bleibt geht es Berg auf – manchmal eben schneller, manchmal eben langsamer. Ich schreibe schon seit fast fünf Jahren und bin noch lange nicht da angekommen, wo ich hin möchte :D Niemals aufgeben – kitschig, aber wahr!

- Sehen wir dich auf der Frankfurter Buchmesse? Kannst du uns deine Termine verraten an denen wir Dich treffen können?
Ich werde am Samstag, den 17. Oktober um 10:30 beim Impress Brunch anzutreffen sein. Andere Termine stehen noch nicht zu 100% fest, aber vielleicht hat man Glück und erwischt mich auch so, bei einem Gang durch die Hallen. Wenn es etwas Neues gibt, gebe ich das aber auch auf meiner Facebook Seite bekannt ;-)

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