Mittwoch, 16. September 2015

Mona Silver im Interview

Was möchtest du deinen Lesern gerne über Dich erzählen?
 
Zunächst einmal möchte ich einfach nur Danke sagen. Dafür, dass ich hier sein darf und dieses Interview gebe und dafür, dass es Euch gibt, die Ihr nicht nur mein Buch lesen, sondern auch etwas über mich erfahren möchtet. <3
Was gibt es über mich zu erzählen? Das ist eine schwere Frage, weil ich mich selbst eigentlich recht unwichtig finde. Aber ich versuche es mal. Ich wurde 1972 in Aachen geboren. Schon lange bevor ich in die Schule kam, habe ich meine Eltern damit genervt, lesen zu wollen. Ich konnte dann auch schon vor der Einschulung schreiben und lesen. Ich habe immer viel geschrieben, habe als Jugendliche auch an Schreibwettbewerben teilgenommen und auch ab und zu etwas gewonnen. Das Buch „Vögel unserer Heimat“ war als Preis an sich zwar nicht so spannend für eine 12-Jährige, aber ich habe es noch lange Zeit behalten. ;)
Im Alter von 15 habe ich sogar mal einen kleinen Kitschroman geschrieben, den mir die Mutter einer Freundin zum Buch gebunden hat. Es war viel zu dünn und stümperhaft, um einen Verlag zu finden und das war lange vor Selfpublisherzeiten. Leider ist das Buch im Zuge meiner häufigen Umzüge verloren gegangen, was ich sehr bedaure.
Die häufigen Umzüge sind beruflich bedingt. Ich arbeite im Auswärtigen Amt und habe sechzehn Jahre im Ausland gelebt. Jeweils vier Jahre davon in Peking, New York, Vilnius und Minsk. Nicht jeder Tag, den man im Ausland lebt, ist spannungsgeladen und voller Abenteuer, aber trotz allem bin ich dankbar, dass mein Job mir viele Gelegenheiten bietet und ich auf diese Weise vieles gesehen und erlebt habe. Ein Leben, in dem ich täglich ins gleiche Büro im gleichen Gebäude gehe und immer die gleiche Arbeit mache, wäre für mich unvorstellbar. So ein Umzug belebt und räumt wieder mal mit den eingefahrenen Angewohnheiten des Alltags auf.
Und irgendwie brachte jeder Umzug einen Wandel in Hobbies und Interessen mit sich. In Peking war es das Reisen, in New York habe ich ein Webdesign Online Studium nebenher gemacht, in Vilnius war die Zeit des Lesens und die Zeit der Spielekonsolen, in Minsk habe ich mich mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt und wurde zur Veganerin und in Berlin fing ich wieder mit dem Schreiben an. Es fühlt sich an, als hätte ich eine Rundreise gemacht in meinem Leben und bin nun wieder an meinem Anfang gelandet: Stift in der Hand und der Kopf voller Ideen.
 


Liest Du selber gerne oder schreibst Du lieber?
Ich habe immer gerne und viel gelesen, wie gesagt schon als kleines Kind. Als Teenager habe ich die Bücher im Regal meiner Mutter verschlungen, so lange sie lebte, haben wir die Bücher nacheinander gelesen und Bücher immer unter dem Aspekt ausgesucht, dass sie für uns beide interessant waren. Als sie nicht mehr war, habe ich auch viele englische Bücher gelesen und bin auf Fantasy umgeschwenkt. Wobei mich High Fantasy etwas überfordert, ich brauche schon noch weltliche Settings. Irgendwann hatte ich aber eine Leseblockade, ausgelöst durch den Tod meines Vaters, was eine sehr schwere Zeit war. Ich konnte nicht mehr lesen, ohne traurig zu werden. Die Einzelheiten erspare ich Euch und mir an dieser Stelle. Jedenfalls vermisste ich das Lesen sehr, konnte aber nicht wieder damit anfangen. Also fing ich mit dem Schreiben an. Ich wollte das schon immer (und wir Autoren hören diesen Satz so häufig! „Ach du schreibst? Ich hätte da ja auch so eine Idee, aber die Zeit…“) und habe es nie wirklich gemacht. Doch an Weihnachten 2014 habe ich es einfach getan. Ich fing an zu schreiben. Von Tuten und Blasen keine Ahnung habe ich einfach drauf los geschrieben. Nie hätte ich gedacht, dass das Manuskript je fertig würde. Nie hätte ich gedacht, es je jemandem zum Lesen zu zeigen. Nie hätte ich gedacht, mich zu trauen, es an Verlage zu schicken. Und noch weniger hätte ich gedacht, dass es einer dieser Verlage drucken wollte. Aber der Sieben Verlag wollte und vier Monate nachdem ich mit dem Schreiben angefangen hatte, war der Vertrag unterzeichnet.
 


 Hast du noch andere Hobbies oder Interessen?
Wie gesagt, die Hobbies haben sich immer mal wieder gewandelt. Im Moment nimmt das Schreiben und das Marketing rund um „Verlorener Stern“ das meiste meiner Zeit ein. Nebenher muss man ja auch noch arbeiten. Die restliche Zeit verbringe ich gerne mit DVD-Serien, meinem Kater Jimmy und guten Freunden.
 


Wie bist Du zum Schreiben gekommen oder wusstest Du schon immer dass du Autorin werden möchtest?
Ich glaube, das habe ich oben schon beantwortet.  Nein, ich wusste nicht, dass ich Autorin werden wollte. Ich finde das auch immer noch ziemlich unglaublich und kneife mich regelmäßig, um zu wissen, dass ich nicht doch im längsten Traum der Menschheit gefangen bin. ;) Den eigentlichen Anstoß hat mir ein Gespräch mit einer Kollegin gegeben. Romana Grimm hat bereits einige Bücher als Selfpublisherin veröffentlicht und lebt und atmet Kreativität. Sie konnte meine „ich würde ja auch gerne schreiben, aber…“ wohl schon nicht mehr hören und guckte mich völlig verständnislos an. Dieser Blick hat mich bekehrt und ich habe das „aber“ über Bord geworfen.
 


Was sind die schönsten Momente in Deiner Autoren Zeit?
Die schönsten Momente sind die, in denen mich Leser wissen lassen, dass Ihnen mein Buch gefällt. Die Mail, die ich von einer meiner ersten Leserinnen, Daniela, erhalten habe, hat mich einfach umgehauen. Da schrieb mir eine bis dahin völlig Unbekannte, dass mein Buch bei ihr eingezogen sei. Dazu packte sie ein Foto von sich und dem Buch und versprach, sich wieder zu melden. Ich war baff und total aufgeregt. Es wurde mir so bewusst, dass Fremde nun meine Gedanken und Geschichten lesen. Daniela schrieb mir wie versprochen nochmal. Diesmal mit der Stimme meines Buchs, in der es mir erzählte, wo es mit Daniela überall schon gewesen sei und was sie mit ihm unternommen hätte. Total schön! <3
 


Wie hat es sich angefühlt sein erstes eigenes Buch in den Händen zu halten?
Das war irgendwie total surreal. Vielleicht, weil ich ein Pseudonym verwende. Auf dieses Cover in meiner Hand zu starren und zu glauben, dass das wirklich von mir sein sollte? Abgefahren! Es war jedenfalls einer der stolzesten Momente meines Lebens.
 

Was machst du gegen eine Schreib Blockade?
Was ist eine Schreibblockade? Ich weiß es nicht. Wenn es Unlust zu schreiben ist, dann schreibe ich eben nicht. Aber das hält nie ewig an. Vor allem nicht, wenn ich mit meiner Freundin anfange, über das laufende Projekt zu reden. Je mehr wir reden und uns gemeinsam über den Plot austauschen, den ich mir ausdenke, umso mehr Lust habe ich, mich dranzusetzen und das Ganze auf Papier zu bringen. So eine richtige Blockade hatte ich also eigentlich noch nicht. Und wenn es passiert, dann passiert es eben. Ich muss zum Glück nicht für meinen Lebensunterhalt schreiben, es ist ein Hobby, das ich verfolge, solange ich Spaß daran habe.
 

Wo schreibst du am liebsten? Hast du dabei irgendwelche Rituale zB: Musik hören oder Naschen?
Meistens sitze ich in meinem Fernsehsessel, den Laptop auf dem Schoß, eine Kanne Tee daneben und los geht’s. Manchmal setze ich mich auch an meinen „Schreibtisch“, der eigentlich ein Esstisch im Wohnzimmer ist und zu diesem Zweck umfunktioniert wurde. Doch meistens sitze ich da nur beim Korrigieren, weil ich da „ordentlicher“ sitzen kann und das bequemer ist, wenn ich die Maus häufiger brauche. Beim eigentlichen Schreiben reicht der Sessel und ist über Stunden hinweg gemütlicher. Rituale habe ich dabei nicht. Naschen sollte ich tunlichst lieber lassen und Musik höre ich nur manchmal dabei. Aber nichts bestimmtes, nur Radio. Manchmal läuft auch der Fernseher, weil ich vergesse ihn auszuschalten, wenn die Ideen mich übermannen.
 

Wie wichtig sind Dir deine Rezensionen? Nimmst du Dir Kritik sehr zu Herzen?
Rezensionen sind sehr wichtig, vor allem für neue Bücher auf dem Markt. Viele Kunden orientieren sich daran und wenn es entweder keine oder ausschließlich schlechte Rezensionen gibt, ist das ein K.O.-Argument gegen das Buch. Darum versuche ich natürlich immer, alle meine Leser zu einer Rezension zu überreden, wobei mir das Wort ein bisschen im Magen liegt. Bei „Rezension“ denken alle immer gleich an endlos lange Texte, tiefgründige Analysen und perfekte Deutschkenntnisse. Dabei geht es eigentlich nur darum, die eigene Meinung über das gelesene Buch zu verkünden. Nicht anders, als wenn man seiner Freundin von dem tollen Buch berichtet, das man gerade gelesen hat. Ich würde es also lieber „Bewertung“ nennen statt Rezension und bitte jeden, dem ein Buch gefallen hat, ein paar Worte dazu auf irgendeiner öffentlichen Plattform zu hinterlassen. Ihr helft den Autoren damit wirklich sehr, selbst wenn es nur ein Zweizeiler ist!

Ich denke, mit Kritik kann ich ganz gut umgehen. Ich erkenne ja selbst, ob jemand konstruktiv kritisiert oder das Buch am Ende gar nicht richtig gelesen/verstanden hat. Natürlich ist es einem lieber, Kritik nicht gleich öffentlich zu ernten, aber auch dann werde ich es zur Kenntnis nehmen und mich womöglich im nächsten Projekt daran erinnern und es besser machen.
 

Mit welcher Autor/in würdest du gerne mal zusammen arbeiten?
Ich bin nicht sicher, ob ich für eine Zusammenarbeit mit anderen Autoren geschaffen bin. Teamarbeit beim Schreiben stelle ich mir schwierig vor, da ich als sogenannter „Discovery Writer“ zumeist drauf los schreibe. Ich plane meine Handlung nicht akribisch und selbst wenn ich es tue, passiert während des Schreibens immer etwas Unerwartetes. Bei einem gemeinsamen Schreibprojekt wüsste ich darum nicht, wie das gehen sollte, denn der Co-Autor müsste sich ja laufend meinen neuen Ideen anpassen.

Unabhängig davon aber gibt es ein paar Autorenkolleginnen und /-kollegen, denen ich gerne mal über die Schulter schauen würde. Marie Graßhoff, deren Buch Kernstaub mich wirklich tief beeindruckt hat z. B. Ihr wortmalerischer Schreibstil ist einzigartig und ich wüsste gerne, wie sie ihre unglaublichen Zitate ersinnt. Marcus Johanus würde ich ebenfalls gerne treffen. Als einer der beiden „Schreibdilletanten“ im gleichnamigen Vlog habe ich schon oft gesehen und gehört, wie er mit seinem Partner gemeinsam plottet. Das würde ich wohl auch gerne mal mit ihm gemeinsam machen.
 


 Welches ist dein Lieblings Buch / Autorin?
Das ist schwer, weil es immer wieder ein anderes ist. Zur Zeit ist es das oben bereits genannte Buch „Kernstaub“ von Marie Graßhoff. In der Vergangenheit waren es „Feuer und Stein“ von Diana Gabaldon, das erste Buch einer Reihe, die derzeit durch die Verfilmung als Serie „Outlander“ wieder hoch im Kurs steht. Ich habe die Bücher schon vor 20 Jahren gelesen und war jahrelang in Jamie verliebt. ;) Er löste damals Pater Ralph de Bricassart aus den „Dornenvögeln“ von Colleen McCullough ab. Anfang der 2000er war ich völlig hin und weg von den Vampirbüchern von Anne Rice rund um Lestat und Louis.
 


In welchem Buch würdest du gerne mal die Hauptrolle spielen? Wer wärst du da?
Ich bin nicht sicher, ob ich gerne die Hauptrolle in irgendeinem Buch spielen wollte, bei dem, was den armen Protagonisten immer alles so passiert… Das wäre mir wohl auf Dauer zu aufregend. Aber so wie Claire aus „Feuer und Stein“ in die Vergangenheit zu reisen und die Möglichkeit zu haben, andere Zeiten kennenzulernen, das wäre schon toll. Allerdings ohne die Hexenverfolgung und pausenlose Bedrohung durch alle möglichen Kriege, Auseinandersetzungen und Krankheiten…
 


Dein Lieblings Zitat?
Ein Buch kann Freund oder Feind, Liebhaber oder Partner, Entführer oder Begleiter sein. Doch dazu braucht es einen Leser, der sich in seinen Seiten fallen lässt.
 


Sehen wir uns auf der Frankfurter Buchmesse?
Nein, leider nicht. Mal abgesehen davon, dass ich mich vor einem Jahr, als ich mich da schon längst um eines der völlig überteuerten Hotelzimmer hätte kümmern müssen, selbst noch gar nicht als Autorin gesehen habe, bin ich durch meinen Kater Jimmy im Moment ziemlich eingeschränkt, was Reisen angeht. 
 

Was für Tipps würdest du angehenden Autor/in mit auf den Weg geben? – Was sollten sie auf jeden Fall beachten?
Wenn Ihr zu denen gehört, die „immer schon mal schreiben wollten, aber …“: Vergesst das Aber. Setzt euch hin und schreibt. Wenn es nichts wird, ist es eben so, aber wenn Ihr es nie ausprobiert, werdet Ihr nie erfahren, ob es geklappt hätte.

Und wenn ihr dann los legt, lest nebenher Schreibratgeber. Es gibt sie zu Hauf im Netz und als Print. Aber lasst euch nicht alles einreden, filtert das für euch raus, was zu euch passt. Das soll nicht heißen, dass die dort genannten Regeln falsch sind, aber manchmal muss man sie nur kennen, um sie bewusst zu brechen. Und das Wichtigste ist einfach: Immer weiter schreiben, auch wenn nur Quatsch dabei rauskommt. Übung macht den Meister. Wenn es gerade kein großes Projekt ist, an dem Ihr arbeitet, schreibt Kurzgeschichten, macht kleine Schreibübungen in einer Autorengruppe, die euch gefällt.

Wer etwas weiter denken möchte: Wenn Ihr plant, irgendwann zu veröffentlichen, baut frühzeitig ein Netzwerk auf mit anderen Autoren auf. Erstellt Seiten in den Sozialen Medien, eine Webseite und befüllt diese, auch wenn Ihr noch kein Buch auf dem Markt habt. Es dauert ewig, ehe man halbwegs genug Likes zusammen hat, um einigermaßen sichtbar im Netz zu sein, drum lieber früh beginnen. Sucht Freunde unter Autoren. Findet heraus, von welchen Werken der Autoren in Eurer Freundesliste Ihr wirklich überzeugt seid, zeigt es Ihnen und unterstützt sie, wo Ihr könnt. Teilt ihre Werbebeiträge, empfehlt ihr Buch, lest ihre Texte gegen, was immer sie an Hilfe brauchen, gebt sie ihnen. Es wird der Tag kommen, wo es auf Gegenseitigkeit beruht. Es muss nicht immer das gleiche Genre sein, in dem man schreibt. Ihr solltet aber auf jeden Fall die gleiche Wellenlänge haben und euch gegenseitig vertrauen.
 

Deine Ziele und Wünsche für 2015/16

Ich hoffe, dass ich Band 2 und 3 der Bo’othi Reihe auch noch schreiben werde und ebenfalls veröffentlichen kann. An Band 2 arbeite ich, allerdings könnte er zu Band 3 werden, so wie es in meinem Kopf gerade rumort. Ich wünsche mir also, dass ich da bald Klarheit haben werde und die Sache durchziehe.
Und ein ganz privater Wunsch: Ich hoffe, dass mein kleiner Kater Jimmy auch 2016 noch bei mir sein wird, auch wenn er eine schlimme Diagnose erhalten hat. Er ist jetzt sechszehn Jahre alt und war seit er acht Wochen alt war stets an meiner Seite.

Vielen Dank das du dir die Zeit für das Interview genommen hast
Vielen Dank, dass ich es geben durfte. Es war mir eine Ehre! 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen