Sonntag, 28. August 2016

Angela Kirchner im Interview




Liebe Angela magst du dich kurz Vorstellen?

Hi, mein Name ist Angela, ich bin gelernte Buchhändlerin, verheiratet, habe einen wundervollen Sohn und ein wunderlichen Hund. Ab Ende September diesen Jahres werde ich mich voll und ganz der Schreiberei und Texterei widmen. Damit erfülle ich mir den allergrößten Traum überhaupt – okay, einen der größten. Die anderen sind ein Aston Martin DBS, eine Putzfrau und schnelles Internet hier auf dem Dorf.

- Wie ist es dazu gekommen das Du mit dem Schreiben angefangen hast?

Geschrieben habe ich seit meinem 13. Lebensjahr, damals allerdings überwiegend Fanfiction zu Boygroups (ja, ich weiß …) oder Romanen. Während meiner Elternzeit habe ich mich dann dazu entschlossen, einen Schreibkurs bei der Schule des Schreibens in Hamburg zum Thema Kinder-/Jugendbuch zu machen und mich gleichzeitig bei der Online-Plattform Oetinger34 beworben. Ab da lief alles von allein.

-Wie bist du auf dein Oetinger Verlag aufmerksam geworden ?

Der Friedrich Oetinger Verlag hat mit seinem Imprint Oetinger34 eine Plattform geschaffen, um jungen und ambitionierten Autoren, Lektoren und Illustratoren die Möglichkeit zu geben, miteinander kreative Projekte ins Leben zu rufen und gemeinsam daran zu feilen. Die Idee fand ich von Anfang an superspannend, vor allem weil der Anreiz im Team viel größer ist, am Ball zu bleiben. Auf die Idee gebracht, mich dort zu bewerben, hat mich aber schlussendlich mein damaliger Abteilungsleiter-Kollege aus der Buchhandlung.

- Hast du dort an einem Schreibwettbewerb teil genommen ?

Nicht direkt. Nachdem das Manuskript für Über den Dächern wir zwei fertig war, haben meine Junior-Lektorin und ich es für ein sogenanntes Voting angemeldet, das viermal im Jahr stattfindet. Wer von den anderen Mitgliedern der Plattform unter die Top10 gewählt wird, hat die Chance, in einer der nächsten Editionen veröffentlicht zu werden, wenn der Verlag Potenzial in diesem Titel sieht. Tja, ich würde sagen, da hatte ich zweimal ordentlich Glück! :D

- Als du die Zusage bekommen hast was hast du als erstes gemacht ?

Ich habe meinen Mann angesehen und gesagt: „Die nehmen mein Buch. Ich dreh durch.“

- Hast Du Rituale beim Schreiben?

Meistens zünde ich eine Duftkerze an, und je nachdem, zu welcher Tageszeit ich schreibe, muss immer entweder Tee oder Kaffee bereitstehen. Oder irgendwelcher Süßkram. Ansonsten lese ich meistens ein Stück vom letzten Kapitel noch einmal, ehe ich weiterschreibe, damit ich besser in die Geschichte hineinfinde.

- Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?

Oh Gott, ja! Bestes Beispiel ist erste die Kussszene zwischen Mina und Theo in Über den Dächern wir zwei. Da hat alles in mir gekribbelt und ich war aufgeregt wie eine Vierzehnjährige! Das war ein abgefahrenes Gefühl. Und auch die Schlussszene hat mich noch einmal ordentlich gefordert.

- Wenn Du einen neuen Charakter entstehen lässt, orientierst du Dich dann an Personen in deinem Umfeld?

Einerseits schwingt sicherlich immer der ein oder andere Charakterzug, den man von jemandem aus dem unmittelbaren Umfeld kennt, bei den eigenen Figuren mit. Andererseits entwickeln die Protagonisten auch relativ schnell ein Eigenleben. Zum Beispiel haben die drei Hauptfiguren Mina, Theo und Mike alle einen Charakterzug, den ich mir selbst anrechnen würde. Und zugleich reagieren sie auf manche Aktionen, wie ich es nie könnte. Das ist also immer eine Mischung aus bekannt und unbekannt.

- Welcher Ort inspiriert Dich am meisten oder ist es eine Person?

Berge inspirieren mich besonders, ebenso Wälder und Großstädte. Eigentlich finde ich überall, wo etwas geschieht, Eindrücke, die ich gerne in Geschichten verarbeiten würde. Wenn man zum Beispiel einen Berg hinab läuft und in der Ferne Nebelwände sieht, ist das ähnlich anregend wie eine Gruppe von Jugendlichen, die im Café neben mir sitzt und Witze reißt.


- Was machst Du nach dem du ein Buch fertig geschrieben hast? Stürzt Du dich direkt ins nächste Schreibabenteuer?

Nachdem Über den Dächern wir zwei komplett fertig war, bin ich erst einmal in ein ganz tiefes Loch gefallen. Das ist wie die Zeit im Buchhandel direkt nach den Weihnachtsferien, von heute auf morgen sinkt der Stresspegel plötzlich rapide ab. Man weiß gar nicht mehr, was man vorher so gemacht hat. Immerhin habe ich über ein Jahr lang jeden Tag mit Mina und Theo verbracht. Sie gehen zu lassen, ist mir nicht leicht gefallen. Mal sehen, wie es jetzt nach dem zweiten Roman wird. Aber ich fürchte fast, ähnlich. Da hilft nur: Neue Geschichten plotten.

- Zeigst du uns deinen Arbeitsplatz ?

Mein Arbeitsplatz ist völlig unspektakulär: Ein Netbook, ein Bildschirm, Tastatur, Maus und daneben Wörterbücher und meine Wall of Inspiration. Irgendwann hätte ich gern mal so einen großen, wuchtigen Schreibtisch im Shabby Chic mit unzähligen Schubladen. Und eine außergewöhnliche Schreibtischlampe.

- Hast du eine neues Projekt, das du uns schon verraten kannst?

Aktuell arbeite ich an meinem zweiten Buch, der Arbeitstitel lautet Wingmen. Es wird wieder ein literarisches Jugendbuch. Aber danach würde ich mich gern einmal an Fantasy ausprobieren. Und ich weiß auch schon, an was genau. ;)

- Im Oetinger 34 Verlag arbeitet ihr mit Lesern zusammen ! Wie kann man sich die zusammen Arbeit vorstellen ?

Ja, und die Zusammenarbeit ist sehr hilfreich! Im Grunde läuft es so, dass man als Autor oder Illustrator ein Projekt starten und dann Projektmitglieder einladen kann. Jedes Projektmitglied kann während der Entstehung des Buches direkt im Text Kommentare hinterlassen, wenn zum Beispiel Fragen auftauchen, Fehler gefunden werden etc. Gearbeitet wird im sogenannten Weißraum, einer Art Online-Schreibprogramm. Die Arbeit ist wahnsinnig interaktiv und man kann quasi mit der Zielgruppe zusammen den Text gestalten. Eine sehr spannende Erfahrung.

- Wie wichtig sind Dir Rezensionen? Wie sehr nimmst Du dir Kritik zu Herzen?

Sehr, SEHR wichtig! Ich muss zugeben, anfangs fand ich die Idee einer Leserunde auf Lovelybooks eher abschreckend, doch währenddessen habe ich diese Art der Rückmeldung tatsächlich lieben gelernt. Ich will ja erreichen, dass meine Figuren nachvollziehbar sind und man sich gut in sie hineinversetzen kann. Außerdem spiele ich gern mit der Sprache. Da kann es nur von Vorteil sein, sich mit der Resonanz der Leser auseinanderzusetzen. Natürlich schwingt auch immer ein wenig eigener Geschmack oder Vorliebe für ein Genre mit, aber das gehört dazu und das muss man als Autor respektieren. Wenn jeder gern liest, was du geschrieben hast, bist du wahrscheinlich J. K. Rowling.

- Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?

Huh, das ist schwer. Aber definitiv einer der schönsten Momente war meine Buchvorstellung in der Buchhandlung Hugendubel in Würzburg. Ich war so furchtbar aufgeregt, aber meine Familie war da und so viele meiner Freunde – das war ein gigantisches Glücksgefühl! Hat mir sehr viel gegeben und mir Mut gemacht, diesen Weg weiterzugehen.

- In welchem Buch würdest du gerne mal die Hauptrolle spielen? Wer wärst du da?

Ich liebe ja die Mortal Instruments von Cassandra Clare, da würde ich schon gern mal ein bisschen mitmischen – vor allem, weil ich weiß, wie es endet. Wer ich wäre? Wahrscheinlich Magnus Bane. :D
Ansonsten sind die meisten Bücher, die ich lese, voll von Tragik. Da will man gar nicht unbedingt Teil von sein. Höchstens als kleines Mäuschen, das sich alles live anschaut. Und mal ehrlich, wer wollte nicht wenigstens einmal Hermine in Harry Potter sein oder Elizabeth Bennet in Stolz und Vorurteil?

- Hast du ein Lieblings Buch oder Autor?

In Sachen Worldbuilding und Sarkasmus ist Cassandra Clare mein unangefochtenes Vorbild, und bei allem anderen John Green. Ich liebe seinen Humor, seine Schreibe, seine Themen, sein Wissen, sein Alles. Aktuell ganz oben auf meiner Liste der Best-of-Bücher steht deshalb Die erste Liebe (nach 19 vergeblichen Versuchen). Die Amerikaner haben es in Sachen Schreiben einfach drauf. Marisha Pessl beispielsweise hat mich umgehauen mit ihren beiden Büchern!
Als große deutschsprachige Vorbilder kann ich Cornelia Funke und Antonia Michaelis angeben.

- Mit wem würdest du gerne mal zusammenarbeiten?

Ha! Das ist ja tricky. Also eine Illustratorin für meinen ersten Fantasy-Roman habe ich bereits gefunden, und ich freue mich schon sehr darauf, das Ganze mit ihr auf die Beine zu stellen. Natalie Dombois heißt sie und ich liebe, liebe, LIEBE ihren Stil!
Ansonsten habe ich schon ein, zwei Leute im Hinterkopf, die ich gerne bei anderen Projekten mit ins Boot holen würde. Aber das ist bei den Terminkalendern oft nicht einfach. Mit Lisa Brenner zum Beispiel würde ich gern was total anderes machen, als ich bisher tue. Also keinen typischen Roman. Mal sehen …
Und dann muss ich gestehen, dass ich gerne mit jemandem zusammen etwas schreiben würde. Eine absolut abgefahrene Reihe mit ganz vielen abgedrehten Charakteren und – ach, lasst euch einfach überraschen. J

- Was würdest du angehenden Autoren mit auf den Weg geben?

Schreiben ist ein super Job. Ich liebe ihn. Aber ihr müsst euch bewusst sein, dass es ein einsamer Job sein kann. Ihr sitzt Stunden um Stunden am Schreibtisch, bis ihr mit dem Roman fertig seid, und danach sitzt ihr Stunden um Stunden am Schreibtisch, um den Roman zu überarbeiten. Außerdem sollte man über dem Schreiben das Lesen nicht vergessen.
Ich wurde übrigens einmal gefragt, ob ich mir nach der Veröffentlichung von Über den Dächern wir zwei einen Porsche leisten könne. Nein.


- Sehen wir dich auf der Frankfurter Buchmesse? Kannst du uns deine Termine verraten an denen wir Dich treffen können?

Ich werde da sein, ja. Ganz sicher bin ich am Mittwoch vor Ort, und dann wahrscheinlich noch einmal am Samstag. Würde mich freuen, ganz viele von euch zu sehen!


Liebe Grüsse
Jaqueline
Phinchensfantasyroom

Vielen Dank für deine Fragen und deine Zeit!

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