Sonntag, 13. März 2016

Tanya Stewner im Interview

fotografiert von Caroline Schreer


1) Möchtest du dich kurz selbst vorstellen?
  Ich bin 41 Jahre alt und Schriftstellerin - zum Glück! Ich kann mir keinen Beruf vorstellen, der mir mehr Spaß machen würde.

2) Wie hast du begonnen, zu schreiben?
  Es war ein eher schwerer Start. Es wird viele überraschen, aber ich hatte als Kind Angst vor Büchern. In der Grundschule war ich sehr schlecht, in allen Fächern, aber vor allem in „Sprache“. Das lag vor allem daran, dass ich von ein paar Mitschülern gemobbt wurde und mich im Unterricht nie traute, etwas zu sagen, weil ich von diesen Kindern immer ausgelacht wurde. Besonders schlimm war es, vorzulesen. Ich wurde jedes Mal ausgelacht, bei jedem Satz, und irgendwann habe ich beim Vorlesen angefangen, vor Angst zu stottern, und bin dafür natürlich umso mehr ausgelacht worden. Dadurch habe ich eine richtige Angst vor Büchern entwickelt. Ich habe damals einen großen Bogen um alle Bücher gemacht und nie freiwillig etwas gelesen – geschweige denn geschrieben! Meine Lehrerin sagte meinen Eltern damals, dass ich wohl niemals richtig lesen und schreiben lernen würde.
Als ich dann mit zehn Jahren auf die weiterführende Schule kam, hatte ich plötzlich neue Mitschüler und neue Lehrer. Alle waren nett zu mir, und ich weiß noch wie ich dachte: „Ich versuche das jetzt einfach noch mal mit dem Lesen.“ Und es klappte! Ich konnte lesen! Es war, als wäre ein Schalter in meinem Kopf umgelegt worden. Ich war in der Grundschule wohl einfach komplett blockiert gewesen. Damals, mit zehn Jahren, habe ich angefangen, Bücher zu lesen, und schnell gemerkt, wie viel Spaß das macht! Ich wurde außerdem ziemlich gut in der Schule und war am Ende des Schuljahres sogar Klassenbeste – was einem kleinen Wunder gleichkam. Aber ich hatte mit einem Mal richtig Freude an allem, vor allem an der Sprache. Und dann fing ich an, meine ersten eigenen Geschichten zu schreiben.

3) Deine Bücher sind ein riesiger Erfolg. Bist du bei jeder Neuerscheinung nervös?
 Ein bisschen kribbelig ist man immer und hofft, dass das neue Buch gut ankommen wird. Ob ein Buch ein Erfolg wird oder nicht hängt immer von vielen verschiedenen Faktoren ab, die man nie berechnen kann. Ich habe bisher auch einfach verdammt viel Glück gehabt.

4) Wie fühlt es sich für dich an, dein eigenes Buch im Buchladen zu sehen?
 Großartig! Bei den ersten Liliane-Susewind-Büchern bin ich am Erscheinungstag immer durch die Buchläden gezogen und habe geschaut, wie die Bücher ausgestellt sind. Heutzutage würde man dann ein Selfie machen und es bei Facebook einstellen. Damals habe ich mich einfach nur so für mich gefreut.

5) Deine Bücher gibt es zum Teil auch als Hörbücher. Wie wichtig war die Wahl deiner Sprecherin für dich?
  Ich durfte damals, als es mit Lilli losging, zwischen mehreren Sprechern auswählen und habe mich für Catherine Stoyan entschieden. Ich finde, sie macht das wirklich super und hat eine unverkennbare Art, Lilli vorzulesen. Da ich zusammen mit meinem Mann Musik mache, konnte ich zu all meinen Hörbüchern auch Titelsongs beisteuern. Deswegen sind Hörbücher für mich noch mal etwas ganz Besonderes.

6) Inzwischen konzentrierst du dich ja ausschließlich auf das Schreiben. Fehlt dir die Arbeit als Lektorin und Übersetzerin in irgendeiner Weise? 
 Ehrlich gesagt nicht. Ich habe zwar gern übersetzt und lektoriert (und dabei auch sehr viel über Belletristik gelernt), aber ich habe damals schon oft gedacht: Ich würde viel lieber selbst schreiben. Zum Glück darf ich das jetzt.

7) Bist du auch noch ab und an in London? 
 Ja, so oft ich kann. Ich habe in den 90ern zwei Jahre in London gelebt und habe noch viele Freunde in England. Ich bin immer mindestens einmal im Jahr drüben.

8) Wieviele Sprachen sprichst du?
Nur Deutsch und Englisch. Diese beiden aber ganz gut. 

9) Gibt es einen Ort, an dem du am liebsten schreibst?
  Entweder in meinem Schreibzimmer zu Hause, im Sommer im Garten oder auf Lesereise in irgendeinem Café (da sitze ich gerade auch). Auch im Zug kann ich ganz gut schreiben. Da ich viel unterwegs bin, ist das ganz praktisch.

10) Magst du uns deinen Arbeitsplatz zeigen?
Hier ist ein Foto von einer typischen Arbeitssituation. Mein Co-Autor heißt Samson.




11) Wie schaffst du es denn solche tollen Bücher neben deinem Haushalt und deiner Familie zu schreiben?
  Zum Glück schreibe ich recht schnell. Sonst würde das wohl alles gar nicht klappen. Meistens stehe ich recht früh auf, zwischen drei und vier Uhr, und schreibe dann ein paar Stunden ganz in Ruhe, bevor meine kleine Tochter aufwacht und der normale Alltagswahnsinn losgeht.

12) Glaubst du dass deine Tochter später auch in deine Fußstapfen treten wird?
  Sie ist vier und liebt nichts mehr als Bücher – oder dass ich ihr spontan Geschichten erzähle, in denen sie und ihre Freunde vorkommen. Momentan sagt sie auch, dass sie später mal selbst Geschichten schreiben will. Aber wer weiß ...

13) Welches Buch ist dein größter Schatz in deinem Regal?
  Ich habe eine Originalausgabe von Lord Byrons gesammelten Werken von 1880. Ich bin ein großer Byron-Fan, und das Buch hüte ich wie einen Schatz.

14) Wenn du in einem Buch mitspielen könntest, wer wärest du?
Ronja Räubertochter - Ronja. Oder Bastian aus der Unendlichen Geschichte. Oder Harry Potter.

1 Kommentar:

  1. Ein schönes Interview! Danke für den Blogtag hier! Liebe Grüße, Tanya Stewner

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