Freitag, 15. Januar 2016

Claudia Rapps im Interview


-Magst du Dich mal kurz vorstellen?
Ich bin im Rheinland aufgewachsen, daher wohl meine Redseligkeit. Dann hab ich lange am Bodensee gelebt, studiert, Kinder bekommen, promoviert und an der Uni gearbeitet. Mit Zwischenstopps in Oregon und Hawaii. Seit Ende 2011 bin ich selbständige Übersetzerin. Bücher hab ich bisher drei geschrieben, am nächsten bin ich dran. Dauert aber diesmal länger, fürchte ich.  
 

- Wie ist es dazu gekommen das Du mit dem Schreiben angefangen hast?
Das hat schon in der Schule angefangen. Mit 15 habe ich zum Beispiel mal eine Geschichte für meine Klassenkameradinnen geschrieben, so wie diese Abenteuerbücher, in denen man nach jedem Abschnitt selbst entscheiden kann, wo man weiterliest. Mit Papas Schreibmaschine, ausgeschnittenen Bildchen aus der Bravo und so, das war ein richtiges kleines Kunstwerk. Und drehte sich (unserem Alter angemessen) um die damaligen Stars. Man konnte also z.B. am Ende Tom Cruise heiraten oder vom The Cure-Sänger ermordet werden.   
 

- Wie aufregend ist für dich die BlogTour? Wie bist du auf die Idee gekommen?
Ich wurde quasi von der Well mitgerissen ;-) Ich freue mich, dabei zu sein, weil es in letzter Zeit ein bisschen ruhiger geworden ist und ich endlich wieder mehr mitmischen will im Bücherzirkus!
 

- Hast Du rituale beim Schreiben?
Nicht wirklich, aber es geht am besten, wenn ich eine Tasse Tee in der Nähe habe und möglichst lange am Stück schreiben kann. Deswegen dauert es mit dem nächsten Buch jetzt auch so lange, weil ich die Zeit nur selten finde 
 

- Wenn Du eine Traurige, Witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?
Währenddessen bin ich ziemlich rational und sehe das eher von oben, wie soll es wirken, was löst es auf. Aber hinterher, wenn eine Szene „im Kasten“ ist, klopft mir das Herz in der Hoffnung, dass ich das hingekriegt habe, sodass sie später die Leser rührt oder aufregt.  
 

- Wenn Du einen neuen Charakter entstehen lässt, orientierst du Dich dann an Personen in deinem Umfeld?
Eher weniger. Die meisten sind tatsächlich frei erfunden, mit Ausnahme des Helden aus „Zweiundvierzig.“ Da habe ich mir das Aussehen und Auftreten eines echten Menschen geborgt, und Leser, die die in der Geschichte beschriebene Uni (Spoiler: Konstanz am Bodensee) kennen, erkennen auch sofort, wer das Vorbild für diese Figur war. Er selbst hat mir irgendwann mal anvertraut, dass er ganz zufrieden ist mit seiner Rolle 
 

- Hast du auch noch andere Namen unter den Du schreibst?
Bisher nicht, aber ich plane schon länger, meine Bücher selbst ins Englische zu übersetzen, denn das ist schließlich mein Job. Und dann will ich ein schickes Pseudonym dafür, das auf Englisch eben auch gut klingt.
 

- Welcher Ort inspiriert Dich am meisten oder ist es eine Person?
Hawaii. Und alle anderen Orte mit einer eigenen, gerne auch unheimlichen oder fast verzauberten Atmosphäre. Und Musik inspiriert mich sehr. Schließlich ist sie die treibende Kraft in meinem Roman „Summer Symphony.“  
 

- Was machst Du nach dem du ein Buch fertig geschrieben hast? Stürzt Du dich direkt ins nächste Schreibabenteuer?
Das hängt leider von der Zeit ab, die ich mir dafür nehmen kann. Ich würde zu gern nichts anderes machen, aber im Moment geht das nicht. Vielleicht irgendwann, wenn ihr jetzt alle wie wild meine Bücher kauft…
 

- Hast du eine Neues Projekt das du uns schon verraten kannst?
Es wird ein Romantic Suspense, und damit wohl zum ersten Mal ein Buch, dass sich relativ leicht in einer der verfügbaren „Schubladen“ stecken lässt. Damit hatte ich nämlich bisher so meine Schwierigkeiten. Er spielt in Amerika, der Held ist Musiker (da haben wir’s schon wieder!) und die Heldin Polizistin. Und ein bisschen ist es auch an Jane Eyre angelehnt, eins meiner absoluten Lieblingsbücher aus Uni-Zeiten. 
 

- Wie wichtig sind Dir Rezensionen? Wie sehr nimmst Du dir Kritik zu Herzen?
Feedback ist wichtig, denn es hilft enorm, wenn man sieht, wie die Dinge ankommen, was den Leuten daran gefällt und was nicht. Ich muss sehr aufpassen, mir Kritik nicht zu arg zu Herzen zu nehmen, aber ich glaube, mittlerweile kann ich gut zwischen konstruktiv und deprimierend unterscheiden. 
-Wie schaffst du es mit den Kids dich aufs schreiben zu Konzentrieren und die Zeit zu finden?
Meine Töchter sind ja schon recht groß, eine ist erwachsen, die andere wird gerade Teenager (Hiiiiilfe!) Aber klar, ich kann mich nicht plötzlich ein Wochenende in mein Zimmer zurückziehen, von Tee leben und einfach durchschreiben. Das wäre manchmal ganz schön, andererseits sind wir ein ziemlich tolles Team und meine Kinder helfen mir stets, pragmatisch zu bleiben und mich nicht einsam zu fühlen. *Kusshand an die Kinder* 
 

- Was ist bis jetzt der Schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Puh, einen einzigen gibt’s glaube ich nicht. Das erste Buch fertig geschrieben zu haben. Das Wörtchen Ende und das Gefühl dabei, wenn man es drunter setzt. Das Buch dann auch in der Hand zu halten. Die Lesungen, immer wieder, ob klein vor zwei, drei Leuten, die zufällig reingestolpert sind und dann mit deinem Buch nach Hause gehen, oder groß wie beim Wave-Gotik-Treffen in Leipzig mit illustren Kolleginnen, oder beim größten Heavy-Metal-Festival der Welt in Wacken, zwischen Stripshow und Wettsaufen … Und wenn man der Band, die das Buch inspiriert hat (in diesem Fall Apocalyptica und „Summer Symphony“), erzählt, dass man ein Buch geschrieben hat, dass von ihnen inspiriert wurde. Und sie sind ehrlich interessiert daran, und beim nächsten Konzert fragt sogar einer von ihnen nach, wie das Buch denn läuft. Das ist ein Herzklopf-Moment, wunderbar. Aber unterm Strich würde ich sagen, das Tollste am Schreiben ist der Kontakt mit all den anderen wunderbaren Autoren und Autorinnen, Verlegern, Lektoren etc. Ich habe so viele liebe und coole Menschen durch das Autorendasein kennengelernt, das ist fast wie Nach-Hause-Kommen!     
 

- In welchem Buch würdest du gerne mal die Hauptrolle spielen? Wer wärst du da?
Das ist schwierig. Ich wäre auf jeden Fall für Abenteuer in fernen Zeiten und Ländern, vielleicht auch in einer anderen Welt. Ich hätte nichts dagegen, die Heldin meiner eigenen Geschichte in „Summer Symphony“ zu sein. Oder jemand wie Adele Blanc-Sec (eine Autorin von Detektivromanen im Frankreich des frühen 20. Jahrhunderts, die wilde Abenteuer meistert und ziemlich tough ist) … Das Schöne an Büchern ist doch, dass man der Wirklichkeit entfliehen kann. Ich sollte mal wieder durch den Kleiderschrank nach Narnia gehen, glaube ich …
 

- Hast du ein Lieblings Buch oder Autor?
Viel zu viele! Bei den Klassikern liebe ich Brontës „Jane Eyre,“ Edgar Allan Poe, die Geschichten von Stephen Crane, Willa Cather … und heute? Spontan fallen mir Laurie R. King, K.J. Charles, Katie MacAlister, Brom und Michael Chabon ein. Ich bin auch kein Genre festgelegt, aber ich lasse mich gern überraschen. Liebesromane nach immer gleichem Strickmuster langweilen mich, ich mag wilde, schräge, verrückte und tief empfundene Bücher. Und ich lese zunehmend Non-fiction. Da möchte ich direkt auch mal ein paar Namen in den Ring werfen: Caitlin Moran (aber die deutsche Übersetzung ist wohl nicht allzu gut gelungen), Laurie Penny, Sam Harris, Sam Maggs, Amanda Palmer … Das könnte endlos so weiter gehen. Ich empfehle zum Schluss einfach das Buch, das mich im letzten halben Jahr am meisten amüsiert hat: „What I was doing while you were breeding“ von Kristin Newman. Leider, leider noch nicht auf Deutsch erschienen. Vielleicht sollte ich die Autorin mal fragen, ob sie eine Übersetzerin braucht …      
 

- Was würdest du angehenden Autoren mit auf den Weg geben?
Genau das schreiben, was du im Kopf, im Bauch, im Herzen hast. Kontakte knüpfen und Infos sammeln, von den Erfahrungen der anderen profitieren, sich aber nicht von Zahlen und Rankings verrückt machen lassen. Es ist so leicht, den Mut zu verlieren, aber es ist auch so schön, das zu Papier (oder in den Computer) zu bringen, was dich bewegt!

Vielen lieben Dank das Du Dir die Zeit für das Interview genommen hast


 

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