Sonntag, 13. Dezember 2015

Sabrina Uhlirsch im Interview






Magst du dich mal kurz vorstellen:

Aber klar. In meiner Kontaktanzeige müsste stehen:

28-jährige Bibliophile, verheiratet, 1 Kind, sucht  Bücher fürs Leben. Die Literaturagentin verbringt ihre Freizeit mit lesen, schreiben, bloggen und dichten und ist ein sehr umgänglicher und hilfsbereiter Typ, welcher aber schnell explodiert, wenn man ihm seine Bücher wegnimmt.

Wie bist du zum Bloggen gekommen?

Das war eher Zufall.  Bücher begleiten mich schon mein ganzes Leben und so hatte ich auch bei dem Krankenhausaufenthalt vor mehr als 2 Jahren Bücher dabei. Ich kam mit 2 Mädels ins Gespräch, die genauso viel Lesefutter dabei hatten wie ich und stellte sich heraus, dass sie Buchbloggerinnen waren. Tja, ich kante das bis dato gar nicht und habe es einfach mal ausprobieren. Seit dem ist mein Blog zwar ein paar Mal umgezogen, aber ich bin dabei geblieben.

War das auch der Einstieg in deinen jetzigen Beruf?

Nein, definitiv nicht. Ich habe niemals auch nur einen Gedanken daran verschwendet mit meinem Blog auch nur einen Cent zu verdienen und so halte ich es ja auch jetzt noch. Klar bekomme ich immer mal wieder Rezensionsexemplare, aber ich würde nie einen Artikel schreiben für den ich Geld bekommen habe. Genauso wenig, wie ich für Rezensionsexemplare immer gute Bewertungen vergebe. Mein Blog steht auch heute noch völlig unabhängig von meiner Tätigkeit da, auch wenn er trotzdem sicherlich den Grundstein gelegt hat, denn durch ihn konnte ich mit Autoren und anderen Bloggern ins Gespräch kommen und die Kontakte knüpfen, die jetzt natürlich wichtig für mich sind.

Wie bist du auf die Idee gekommen, diesen Beruf zu ergreifen?

Kennt ihr das, wenn ein Hobby langsam immer mehr zum Zweitjob wird, weil es so viel Zeit einnimmt? Ich denke schon. So war es bei mir auch. Mit der Zeit kam zu meinem Blog dann auch noch Lovelybooks dazu, dann habe ich die ersten Interviews gemacht, immer mehr Leute kennengelernt, habe Blogtouren kennengelernt und auch, angefangen für Autoren, die ich gerne mochte, welche zu organisieren. Manchmal aktiv, meistens aber noch im Hintergrund, mit vielen Tipps und Ratschlägen. Das kam wohl bei den Autoren auch recht gut an, aber irgendwann kam ich an den Punkt, wo es für mich extrem zeitaufwendig wurde und bald so viel Zeit einnahm wie ein regulärer Job. Nachdem zu diesem Zeitpunkt aber ohnehin geplant war, dass ich den Job wechsle, da sich durch die Veränderung der Schulsituation meines Sohnes auch für mich neue Optionen ergeben haben, habe ich mir sehr lange und sehr intensiv Gedanken gemacht und letztlich hat die Blogtour mit einer sehr netten Autorin dann den Ausschlag gegeben, dass ich den Schritt gewagt habe und langsam alles vorbereitet habe. Dadurch, dass ich schon vorher soviel mit den Autoren gearbeitet habe, hatte ich natürlich das Glück, dass ich wirklich eine Ahnung hatte, was ich da tue und selbstverständlich bilde ich mich trotzdem immer weiter, denn man kann nie genug wissen.

Was bietest du an?
Ich biete verschiedenste Dienstleitungen an.  Die Klassiker sind sicherlich Leserunden und Blogtouren, aber ich biete auch das Testlesen von Manuskripten an,  Hilfe beim Erstellen von Plots, Vermittlung von Rezensenten und das Anfertigen von individuellen Gedichten für Geschichten an. Natürlich habe ich auch noch einiges andere im Angebot und auf Anfrage ist ohnehin das meiste möglich, aber das würde deine Leser eher langweilen.

Und was kostet so was?

Nun also ich möchte jetzt niemandem etwas vormachen. Wenn man eine gute Qualität und eine seriöse Arbeit möchte, dann gibt es das nicht umsonst. Allerdings ist es durchaus so, dass ich es mir auf die Fahne geschrieben habe, dass ich es gerne möglichst vielen Leuten ermöglichen möchte, ihr Buch präsentieren zu können. Von daher habe ich von der preisgünstigen Lösung für Selfpublisher bis hin zu recht aufwendigen Angeboten für den renommierten Verlag alles im Angebot.

Wie gehst du mit Konkurrenz um?
Nun, dass ist ganz verschieden. Generell bin ich kein Mensch, der auf Krawall aus ist und es gibt so viele Bücher und Autoren, man muss sich nicht an die Gurgel gehen, damit für jeden genug Kunden da sind. Es gibt Agenturen mit denen ich mich regelmäßig austausche und für die ich weiterhin auch als Bloggerin tätig bin, aber natürlich gibt es auch solche, über die man sich ärgert, weil sie einem die Kunden abwerben wollen oder ähnliches. Mit so was halte ich mich aber nicht lange auf, denn die Zeit, die ich in den Ärger stecke, kann ich genauso gut für meine Kunden investieren. Davon haben alle mehr. Generell bin ich aber ein sehr umgänglicher Mensch, der an einem harmonischen Miteinander interessiert ist, wenn man ihn lässt.

Wie bekommst du das mit Familie, Blog und Agentur unter einen Hut?

Nun das ist definitiv einer der Vorteile, wenn man sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Es stört mich nicht, dass ich morgens aufstehe und schon bevor ich frühstück mache, die ersten Sachen erledige. Es ist ein großer Vorteil, dass der Großteil der Arbeit sich einfach von zu Hause aus machen lässt. Ich habe zwar feste Arbeitszeiten, aber da dieser Job einfach auch viel Flexibilität verlangt, was Antworten auf Mails, Chats oder ähnliches angeht, geht vieles eben nebenbei. Mein Laptop steht die meiste Zeit auf dem Wohnzimmertisch und wenn ich den Haushalt mache oder ähnliches, dann schaue ich zwischendurch eben immer mal drauf. Klar dauert manches im Haushalt dadurch länger, aber wenn man ins Büro geht, hat man schließlich gar nichts geschafft. Viele Gespräche finden auch erst abends statt, da die Blogger und viele Autoren ja auch noch andere Jobs haben. Letztlich ist aber auch das kein Unterschied zu früher. Da habe ich schließlich auch mit anderen Bloggern abends gechattet. Ich glaube, wenn man wirklich seine Leidenschaft verwirklicht, dann hat man selten das Gefühl, dass es einen nervt. Man macht es einfach mit sehr viel mehr Freude und empfindet es auch oft nicht als Arbeit. Ich habe z.B. während des Interviews noch Plätzchen mit dem Zwerg gebacken. Es geht schon, wenn man will ;)

Kann das jeder machen?
Klar KANN das jeder machen. Die Frage ist eher SOLLTE das jeder machen und die Antwort auf diese Frage ist eindeutig NEIN. Es geht mir nicht darum, dass ich die Konkurrenz scheue, aber man sollte sich vor Augen halten, dass es Arbeit ist, dass man selbstständig ist und das es keinen regulären Feierabend gibt ebenso wenig wie Wochenende. Man muss sich eine Menge Wissen aneignen, man muss immer auf dem Laufenden sein und am besten hat man für jede mögliche und unmögliche Frage eine Antwort oder zumindest wissen, woher man die Lösung bekommt. Autoren sind Kunden, die man als Geschäftspartner behandeln muss und auch wenn man die Blogger in der Kartei gerne mag, so muss man zwischendurch unpopuläre Entscheidungen treffen, ihnen auch mal auf die Füße treten oder jemanden rausnehmen bzw nicht reinnehmen mit dem man eigentlich befreundet ist. Man darf einfach nicht vergessen, dass es letztlich ein Job ist und dass man genauso mit Deadlines, Zeitdruck und Stress umgehen können muss, wie in jedem anderen Job auch. Wenn man sich dessen bewusst ist und dann immer noch meinte, dass es das Richtige ist, nur ruhig zu.

Was möchtest du den Lesern des Interviews noch mitgeben?

Lebt eure Träume. Egal, ob es das Schreiben, den Job oder sonst etwas betrifft. Wenn ihr einen Traum habt, dann lebt dafür, erfüllt ihn euch. Natürlich dürft ihr es nicht übertreiben, aber gebt nie einen Traum auf bevor ihr dafür nicht bis zum Äußersten gekämpft habt.
 

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